Empathiefähigkeit lernen
Inhaltsübersicht
Warum Empathiefähigkeit wichtig ist und wie man sie entwickelt
Hast du dich auch schon gefragt, warum manche Menschen gleichgültig oder sogar abweisend und kalt auf die Gefühle und Bedürfnisse anderer reagieren?
Oft liegt es an mangelndem oder fehlendem Einfühlungsvermögen, der fehlenden Empathie.
In einer Welt, die manchmal ziemlich hektisch und egozentrisch sein kann, ist Empathie wie ein Juwel. Vor allem in unseren Beziehungen spielt sie eine enorm wichtige Rolle.
Warum? Weil Empathie nicht nur einem oberflächlichen Verständnis für die Gefühle anderer gleich kommt – sie ist auch die Wurzel für tiefe Verbundenheit und ein harmonisches Miteinander.
Vielleicht bist du mit jemandem zusammen, der scheinbar über wenig Empathie verfügt oder du bemerkst an dir selbst, dass dir die Fähigkeit fehlt, dich in deine Mitmenschen hineinzufühlen.
In diesem Artikel erfährst du, warum Empathiefähigkeit für unsere Beziehungen essenziell ist und wie du Empathie entwickeln und sie stärken kannst.
Was ist Empathie?
Empathie geht über Mitgefühl hinaus. Empathie ist das, was uns zu Menschen macht – es ist die Fähigkeit, sich in die Emotionen, Gedanken, Perspektiven und Erfahrungen anderer hineinzuversetzen und sie zu verstehen.
Die Fähigkeit die Gefühle einer anderen Person nachzuempfinden und sich in sie einzufühlen, ohne dabei die eigenen Emotionen und Standpunkte zu verlieren ist Voraussetzung für das Entstehen von tiefer Verbundenheit. Sie schafft ein starkes emotionales Fundament.
Wodurch entsteht Empathie?
Der Grundstein für Empathiefähigkeit wird schon in der frühen Kindheit wird gelegt.
Wenn du das Glück hattest, einfühlsame Eltern oder Bezugspersonen zu haben, hast du durch diese Vorbilder nicht nur gelernt deine Gefühle wertzuschätzen, sondern auch dich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen.
Hattest du diese Vorbilder nichtt, wirst du vermutlich was Empathiefähigkeit betrifft Defizite an dir beobachten.
Primärer Nazissmus des Kindes
Ein Kleinkind betrachtet noch alles um sich herum als Verlängerung von sich selbst. Seine Sichtweise ist entwicklungsbedingt egozentrisch. Es ist noch nicht in der Lage, über die Auswirkungen seiner Handlungen auf andere nachzudenken.
Ein Kind drückt seine emotionen ungefiltert aus. Es schreit beispielsweise ohne über Konsequenzen nachzudenken. Doch seine fehlende Empathie kann noch deutlichere Auswirkungen haben:
Ein könnte z.B. einen Welpen grob anpacken und nicht verstehen, warum er jammert. Ihm fehlt noch die Fähigkeit, einfühlsam auf seine Umgebung einzugehen und entsprechend zu reagieren.
Empathie lernen – ein Prozess
Wenn eine Mutter ihr Baby anlächelt, dann lächelt das Baby reflexartig zurück.
Später lernt es, die Gefühle anderer wahrzunehmen. Es versteht, dass seine Mutter traurig ist, wenn sie Tränen in den Augen hat, auch wenn es diese Emotionen nicht selbst fühlt.
Unter günstigen Umständen entwickelt das Kind im Laufe der Zeit durch wiederholte Erfahrungen mit anderen Menschen die Fähigkeit zu tiefer (warmer) Empathie und echtem Mitgefühl – dem Fundament für ein gutes Miteinander.
Es ist dadurch später in der Lage, Lösungen für Konflikte zu finden, die für alle Beteiligten von Vorteil sind, denn Einfühlungsvermögen führt zwangsläufig auch zu Mitgefühl.
Problematisch wird es, wenn Menschen in einer egozentrischen Sichtweise verharren, weil ihre Psyche nicht ausreifen kann.
Sie werden sich später in eine isolierte Scheinrealität flüchten, weil sie körperlich zwar erwachsen geworden sind, emotional aber im Kindlichen stecken geblieben sind. Die Entwicklung von Einfühlungsvermögen bleibt bei ihnen aus.
Ursachen für fehlende Empathie
Fehlende oder mangelnde Empathie der Eltern und emotionale Verstrickung – in den ersten Lebensjahren insbesondere mit der Mutter – kann beim Kind tiefe Spuren hinterlassen und es später ein Leben lang in seiner Beziehungsfähigkeit einschränken.
Bitte frage dich einmal folgendes:
- Habe ich mich als Kind von meinen Eltern gesehen gefühlt?
- Haben sie sich bemüht, meine Gefühle zunächst einmal zu verstehen?
- Haben sie mir Mitgefühl entgegengebracht und ihr Verhalten meinen Gefühlen angepasst?
- Wurde meine Gefühlslage von ihnen anerkannt oder wurden mir andere Emotionen aufgezwungen?
- Wie haben sie reagiert, wenn ich traurig, ängstlich oder wütend war? Wurde ich dafür abgelehnt?
Auswirkungen fehlender Empathie in der Kindheit
Fehlendes Einfühlungsvermögen von Eltern oder Bezugspersonen hat auf Kinder fatale Auswirkungen. Negative Erfahrungen in Bezug auf die eigene Gefühlswelt prägen Kinder auf eine Weise, die tiefgreifende Konsequenzen für ihr gesamtes Leben haben.
Sie entwickeln Schutzmechanismen, um sich vor Schmerz und chronischen Schamgefühlen zu schützen.
Wenn Eltern keine oder wenig Empathie zeigen, kommt es bei ihren Kindern zu zwei Arten von Bewältigungsstrategien:
Mangelnde Empathie gegenüber anderen:
Das Kind zieht sich emotional zurück und flüchtet sich in eine narzisstische Welt, wo das eigene Erleben alles ist, was zählt.
Nur es selbst ist mit seinen Bedürfnissen real und bedeutsam. Eine extreme Form dessen ist der pathologische Narzissmus.
Mangelnde Empathie gegenüber sich selbst:
Das Kind priorisiert die Gefühle seiner Bezugspersonen und versucht, deren Bedürfnisse und Befindlichkeiten vorherzusehen und sich anzupassen. Dazu muss es seine eigenen Gefühle und Erfahrungen zurückstellen.
Es hat später Probleme sich selbst zu akzeptieren und wird zum Experten darin, sich anzupassen, um den Ansprüchen anderer gerecht zu werden, selbst wenn das bedeutet, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu unterdrücken.
Das Streben nach Sicherheit durch Anpassung ist wie ein Teufelskreis, der Betroffene davon abhält, ein erfülltes Leben zu führen.
Beide Verhaltensmuster sind also ungesund.
Sie führen zu einer beeinträchtigten Selbstwahrnehmung und zu mangelnder Authentizität.
Das Kind empathischer Eltern
Was lernt ein Kind von Eltern oder Bezugspersonen, die Einfühlungsvermögen besitzen und es vorleben? Was sind die positiven Auswirkungen?
- Es lernt den gesunden Umgang mit Emotionen.
- Es entwickelt sichere Verhaltensmuster (weder narzisstische noch coabhängige).
- Es wird später Mitmenschen keinen Schaden zufügen wollen, weil es Mitgefühl besitzt.
- Es wird niemanden bewußt verletzen wollen.
- Es entwickelt ein Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen.
- Es kann ein Verständnis für andere Perspektiven und Konfliktlösungsfähigkeiten entwickeln.
Auswirkungen fehlender Empathie in Beziehungen
Empathielose Menschen stellen eine große Herausforderung für Ihre Mitmenschen dar (Partner, Familie, Freunde, Kollegen), denn es ist verwirrend, frustrierend und kräftezehrend mit in jeder Situation emotional unbeteiligt bleibenden Menschen interagieren zu müssen.
Typische Anzeichen für fehlende Empathie in Beziehungen
Mangelndes Verständnis für Emotionen:
Die Emotionen und Bedürfnisse des Partners werden entweder nicht erkannt oder aber nicht toleriert. Deshalb fehlt die Fähigkeit angemessen darauf zu reagieren. Das führt beim Gegenüber natürlich zu Frustration. Und Missverständnisse häufen sich.
Egozentrisches Verhalten:
Empathielose oder empathiearme Partner konzentrieren sich hauptsächlich auf ihre Bedürfnisse, ohne die des Partners angemessen zu berücksichtigen. Je stärker das Defizit, desto mehr gehen Betroffene davon aus, dass ihr Partner sich ihnen anpasst(unterordnet).
Konflikte und Kommunikationsprobleme:
Die Perspektive des Partners wird nicht gesehen, nicht verstanden oder nicht ernst genommen. Ein in sich selbst unsicherer Partner wird durch die fehlende Erreichbarkeit seines Gegenübers mit der Zeit mehr und mehr aus dem emotionalen Gleichgewicht zu geraten.
Konflikte bleiben regelmäßig ungelöst und werden mit der Zeit immer stärker negativ verknüpft.
Unfähigkeit zur Konfliktlösung:
Konflikte in der Beziehung können nicht effektiv gelöst werden, denn das würde voraussetzen, die Perspektive des Partners einzubeziehen, um Kompromisse einzugehen.
Wenn ein Mensch nicht dazu in der Lage ist die Bedürfnisse seines Partners genauso ernst zu nehmen, wie seine eigenen (weder mehr noch weniger), dann entsteht automatisch ein dysfunktionales Machtgefälle.
Geringe Verbundenheit und Intimität:
Die fehlende Fähigkeit, die Emotionen des anderen zu verstehen oder darauf einzugehen macht beide partner einsam. Emotionale zieht langfristig oft physische Distanz nach sich.
Es gibt viele Paare, die sich damit arrangiert haben und im günstigsten Fall eine Art Zweckgemeinschaft leben.
Warum ist Empathie in Beziehungen so wichtig?
Deine Empathie macht es möglich, die Bedürfnisse deines Partners zu erkennen und wertzuschätzen, aber auch die eigenen Emotionen auszudrücken und Konflikte auf eine respektvolle Art zu lösen.
Ohne Empathie kommt es zu häufigen Missverständnissen und zu zunehmender Distanzierung. Konflikte häufen sich ohne je gelöst werden zu können.
Wie du Empathie in deiner Beziehung stärken kannst
Aktives Zuhören:
Zeige echtes Interesse an den Emotionen deines Partners. Höre aktiv zu und versuche, seine Perspektive zu verstehen, ohne zu urteilen.
Entwicklung emotionaler Intelligenz:
Lerne, deine eigenen Emotionen zu erkennen, zu verstehen und damit umzugehen. Das ist die Basis, um empathischer auf andere zu reagieren.
Offene Kommunikation:
Offene und ehrliche Gespräche schaffen Verständnis und fördern die Empathie in der Beziehung.
Gemeinsame Erlebnisse:
Gemeinsame Aktivitäten können das gegenseitige Verständnis stärken und die Bindung vertiefen.
Praktische Tipps, um Empathie zu lernen
Wenn du deine Empathiefähigkeit verbessern willst, die du bisher nicht vorgelebt bekommen hast können dir die folgenden Tipps als eine Anleitung dienen, die du direkt in die Praxis umsetzen kannst.
Akzeptiere deine aktuelle Situation:
Akzeptanz dessen, was ist ist immer der erste Schritt, um Veränderung überhaupt möglich zu machen.
Mache dir bitte bewusst, dass sich momentan in deiner Paarbeziehungen Konflikte wahrscheinlich auch aufgrund deiner mangelnder Empathie häufen, weil du damit deinen Partner unbewusst verletzt.
Starte bewusst den Prozess des Mitfühlens.
Es mag zu Beginn für dich unklar sein, was das heißt. Versuche dennoch ganz bewusst, deiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Erkenne, dass du bisher in einer isolierten Realität verharrt hast, die die Verbindung zu anderen blockiert hat.
Ziel ist es, diese Barrieren abzubauen und wieder mehr Verbundenheit zu spüren. Auch wenn du es noch nicht spüren kannst: Es kommt dir und deinem Partner zugute.
Frage dich, warum es dir schwerfällt, dich in andere hineinzuversetzen. Finde die Ängste und hinterfrage die Ursprünge, die dahinterstecken. Reflektiere, warum es dir schwerfällt, die Emotionen anderer zu verstehen.
Indem du dir selbst viele neugierige Fragen stellst, kannst du herausfinden, wovor dich dein Verhalten schützen will.
Widersetze dich der Realität nicht mehr und flüchte nicht vor unangenehmen Dingen. Mache dir bewusst, dass du damit eine Schein-Realität erschaffst. Erkenne, dass das langfristig negative Auswirkungen haben wird.
Sei mutig genug, dich verletzlich zu zeigen und Gefühle zuzulassen. Lerne auch die deines Partners (aus-)halten zu können.
Wenn du den Drang nach einem Gefühl der Unerschütterlichkeit loslässt und zu verstehen beginnst, dass das keine Stärke sondern schwäche ist kannst du lernen, dich in Menschen einzufühlen, die ihre Emotionen offen zeigen. Es wird dann dein inneres Gleichgewicht nicht mehr bedrohen, sondern dir ermöglichen echte, unbezahlbare Verbundenheit zu erleben.
Weitere wertvolle Tipps bekommst du im Blog-Artikel „Abweisend vermeidend – 9 Schlüssel zur Heilung“
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Ich freu mich auf dich.
Deine Kati