Ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten und kPTBS

haben viele Gemeinsamkeiten. Bei allen unsicheren Bindungsstilen kann man Symptome einer kPTBS (komplexe Posttraumatische Belastungsstörung) beobachten. Besonders ausgeprägt sind sie bei Menschen mit ängstlich vermeidendem Bindungsverhalten.

Anders als bei der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) , die das Resultat einzelner heftiger Traumata ist, entsteht die kPTBS durch weniger schwere, jedoch länger andauernde traumatisierende Erlebnisse und Erfahrungen. Körperliche oder emotionale Vernachlässigung bzw. körperlicher oder emotionaler Missbrauch führen in der frühkindlichen Prägungsphase zu erheblichen Verzerrungen der Wahrnehmung, die die Betroffenen von sich selbst, anderen Menschen und ihrer Umgebung haben.

Die Art und Klangfarbe solcher frühen Beziehungserfahrungen führt zu einer von Vorsicht, Misstrauen und Angst geprägten Weltsicht. Betroffene sind gezwungen alles, was sie erleben durch den Schleier ihrer unbewussten Erwartungen der Enttäuschung und des Vertrauensmissbrauchs zu betrachten. Das ist gleichzeitig auch ein Leitsymptom des ängstlich vermeidenden Bindungsstils.

Ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten und kPTBS – Symptome

1. Misstrauen gegenüber der Welt und gegenüber Beziehungen (Weigerung sich auf etwas ganz einzulassen / in Beziehungen zu investieren)

2. Hyperdefensives Verhalten (sich schnell angegriffen fühlen)

3. Schwierigkeiten Emotionen zu regulieren (gespeicherte Assoziationen von Auseinandersetzungen zwischen Bezugspersonen)

4. autodestruktive Impulse (selbstverletzende Handlungen / Suizidalität)

5. Selbstwertmangel (Überkompensation durch lügen oder Perfektionismus)

6. Gefühl geschädigt / anders zu sein (Gefühl nicht verstanden zu werden)

7. Pathologische Einsamkeit (Gefühl anders zu sein / nicht verstanden zu werden)

8. Überzeugung, dass Beziehungen schwierig und schmerzhaft sind (schlechtes Gefühl für eigene Grenzen / impulsiver Umgang mit Konfliktsituationen)

9. Gefühl von Leere (Flucht in die Arbeit oder anderes Suchtverhalten, ganz besonders oft Bulimie)

10. Fawn Response als Stressreaktion (Unterwerfung um Anerkennung und Sicherheit zu bekommen)

11. Dissoziation (emotionales Ausblenden / Gefühl “neben sich zu stehen”)

12. Somatisierung (körperliche Beschwerden, für die keine organische Erklärung gefunden werden kann / besonders häufig sind chronische Schmerzen, Verdauungsprobleme, Erschöpfung, Schwindel, Herz-Kreislauf-Probleme, Asthma und Autoimmunerkrankungen)

Ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten und kPTBS – Ursachen

Menschen mit ängstlich vermeidendem Bindungsverhalten und Menschen mit Symptomen einer kPTBS sind in einer Umgebung aufgewachsen, in der es ihnen nicht möglich war sich sicher zu binden. Sie haben in ihren Ursprungsfamilien anhaltende Konflikte, viel Streit, Impulsivität und Unehrlichkeit erlebt. Viele von ihnen hatten einen Sucht- und/oder psychisch kranken Elternteil, was ein gewisses Mass an alltäglichem Chaos erzeugt hat. Allen gemein ist, dass sie sich in ihrer Kindheit nicht sicher gefühlt haben, weil eine Bezugsperson unstet und schwer berechenbar war. Sie haben sie herzlich und warm, abweisend und kalt oder reizbar erlebt, sodass sie Meister im zwischen den Zeilen lesen geworden sind, um vorbereitet zu sein.

Im Erwachsenenalter blutet ihre tiefe Vertrauenswunde mit fatalen Folgen in alle Bereiche ihrer Beziehungen ein. Ihr internes Fundament der UR-Vertrauens ist fragmentiert.

Ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten und kPTBS – Typische Glaubensmuster

Glaubensmuster darüber was es bedeutet Vertrauen zu haben

“Wenn ich vertraue werde ich betrogen”, “Wenn ich vertraue bin ich schwach.”, “Wenn ich vertraue werde ich enttäuscht.”, “wenn ich vertraue werde ich abgelehnt.”, “Wenn ich vertraue werde ich herabgesetzt.”, “Wenn ich vertraue fühle ich mich dumm.”

Glaubensmuster, die Urteile über Menschen beinhalten

“Menschen sind unzuverlässig.”, “Menschen ändern ihre Meinung.”, “Menschen sind egoistisch.”, Menschen sind eine Gefahr.”

Ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten – Folgen

Solange diese Glaubensmuster in Form von stillschweigenden Überzeugungen nicht gelöst werden spiegeln sie sich im Leben der Betroffenen und in ihren mit Mitmenschen gemachten Erfahrungen wider. So kann z.B. schon das etwas zurückgenommene Verhalten des Partners, der gerade etwas müde oder mit irgend einem Problem beschäftigt ist Anlass für die schlimmsten Befürchtungen geben, denn es besteht logischerweise der zwanghafte Impuls Schlussfolgerungen zu ziehen, die den unbewussten Glaubensmustern entsprechen. Diese unbewussten Prozesse sind schliesslich alte erworbene Schutzmechanismen. Der Fokus wird so immer auf dem Worst Case Szenario liegen.

Ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten und kPTBS – Lösungen

Egal ob kPTBS oder ängstlich vermeidendes Bindungsverhalten, an erster Stelle sollte das Aufspüren und die Lösung der unterbewussten einschränkenden Glaubensmuster (Schattenarbeit / Arbeit mit dem inneren Kind), die Entwicklung gesunder Grenzen und Fähigkeiten im Umgang mit den eigenen Gefühlen stehen.

Neben der Motivation sich dem eigenen Heilungsprozess zu widmen profitiert ein Mensch mit ängstlich vermeidendem Bindungsverhalten und Symptomen einer kPTBS von einer Bezugsperson oder einem Partner, der ihm Konsistenz vorlebt. Das heißt, ein Partner der sagt, was er tut und tut, was er sagt ist Gold wert, weil der Betroffene dann wiederholt und verlässlich neue positive Erfahrungen machen kann, die sein Vertrauen stärken.

Und falls du dich hier selbst wiedererkannt hast dann lege bitte bewusst Wert auf Konsistenz in deinen Gewohnheiten, ganz besonders was das Sorgen für dich und deine Bedürfnisse betrifft.

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