Die Psyche des pathologischen Narzissten

Wie erlebt ein pathologischer Narzisst, der sich seiner Störung bewußt ist, sich selbst und sein Leben?

In diesem Beitrag möchte ich wertvolle Einsichten eines Menschen, der sich seiner narzisstischen Störung bewußt ist mit dir teilen.

Das Verständnis der Psyche und Psychodynamik eines pathologischen Narzissten kann dich im Umgang mit Betroffenen entscheidungsfähiger machen.

Das Wissen um die innere Landschaft eines pathologischen Narzissten könnte dich davor bewahren, dass du über das Spiel mit deinen Schwächen eingelullt und in eine Fantasiewelt weitab von jeglicher Realität verführt wirst, aus der du dich schwer wieder lösen kannst.

Die Psyche des pathologischen Narzissten

Prof. Sam Vaknin über sich selbst:

Ich bin seit meinem 4. Lebensjahr eine Geißel meines falschen Selbst. Es begann als ein unschuldiges Spiel.

Das falsche Selbst war ursprünglich mein imaginärer Freund, der stark, mächtig und perfekt war und mich beschützt hat.

Auf ihn konnte ich mich verlassen. Aber dann – wie ein falscher Freund eben so ist – hat er mein Leben komplett übernommen.

Ich wurde von ihm ersetzt, hab mich aufgelöst, bin verdampft und konnte mich nicht mehr zusammenhalten.

Es ist ein beängstigendes Erlebnis sich graduell selbst zu verlieren und in einer Wolke des nicht Seins zu verschwinden.

Mein Leben lang hab ich mich innerlich leer gefühlt.

Was ich wahrnehme ist dieses alles verschlingende schwarze Loch.

Dieser sogenannte Freund, der zum Feind wurde – das falsche Selbst – war gleichzeitig auch ich, sodass ich meine eigene Selbstverdauung miterlebt habe.

Das falsche Selbst war jedoch so viel besser, als ich. Es war mein ideales externalisiertes Ego – alles, was ich werden wollte und alles was meine Mutter wollte, das ich bin.

Mit ihm konnte ich mich selbst und sie zufriedenstellen, was sehr verlockend war und was süchtig macht.

Ich hatte als Kind gefühlt keine andere Wahl, als von meinem eigenen Leben zurückzutreten, es aufzugeben und als falsches Selbst weiter zu machen.

Ich hab mich für diesen Gott geopfert. Es ist nicht so als ob ich in den Bauch der Mutter zurückgekehrt bin. Es ist eher die Zurückentwicklung in einen Zustand bevor sich Spermium und Eizelle getroffen haben, in eine Art Vakuum, das die Natur nicht tolerieren kann.

Ich nehme mein Leben wie durch ein dunkles Glas betrachtet wahr. Es ist ein nicht vorhersehbarer, verwirrender, beängstigender, surrealistischer, trauriger und nicht enden wollender Albtraum, den ich mit mäßigem Interesse verfolge.

Wenn mich Menschen mit Wahrheiten konfrontieren und erkennen, wer ich bin, wenn sie meine Taten bloßstellen und mich dafür verurteilen, dann werden ihre Stimmen immer leiser und verschwinden in der Ferne.

Diese Stimmen der Realität nehme ich als Feinde wahr, weil sie mich auf meine Schamgefühle aufmerksam machen.

Nicht unbedingt aufgrund dessen, was sie sagen fühle ich mich bedroht, sondern weil es für mich tödlich wäre mit meinen Schamgefühlen in Kontakt zu kommen.

Diese Stimmen wollen mich umbringen. Ich kann es also nicht zulassen, dass die Wahrheit durchzudringen beginnt.

Wenn ich eine Emotion wählen müßte, die mich und mein Leben am Treffendsten charakterisiert, dann wäre es Traurigkeit.

Denn wenn ich auf mich und die Menschen um mich herum schaue, dann sehe ich eine Wüstenlandschaft.

Und ich weiß, dass sie das Resultat dieser funktionalen Trennung (Dichotomie) zwischen wahrem und falschem Selbst ist.

Mein wahres Selbst ist das Fossil eines traumatisierten, verstörten, verwundeten Kindes – die Asche meiner ursprünglichen unreifen Persönlichkeit.

Ganz oft – die meiste Zeit – überkommt mich ein schauerliches Gefühl, das wie ein Nebel heranzieht:

Wenn ich Krisen, Risiken, Gefahren, negativen Emotionen oder Fehlschlägen ausgesetzt bin, was die überwiegende Zeit der Fall ist, dann durchdringt mich eine diffuse Distanziertheit.

In diesem Zustand habe ich das Gefühl mich von außen zu betrachten und die Rolle eines nicht übermäßig interessierten Beobachters einzunehmen.

Ich erlebe mich weit entfernt, wie in einem Film. Dieser Zustand (die Ich-Dystonie) bleibt bestehen, solange ich dem, der ich gerade bin, dem was ich gerade tue und den Konsequenzen meiner Handlungen nicht gegenübertreten und ins Auge sehen kann.

Ich habe mich daran gewöhnt, mich in diesem Zustand eines Protagonisten oder eines Darstellers in einer nicht sonderlich mitreißenden Novelle zu erleben.

Und das verträgt sich wiederum gut mit meinem Gefühl der Überlegenheit. Ich betrachte mich und mein Leben im Prinzip, wie ich das eines exotischen Insekts betrachten würde.

 

Das Buch ist auch im tredition SHOP erhältlich (lieferbar)

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