Männlichkeit leben

Was assoziierst DU mit dem Begriff Männlichkeit?

Das Rollenverständnis des modernen Mannes ist gespalten. Der Begriff der Männlichkeit löst in unserer modernen Gesellschaft kontroverse Assoziationen und bei Männern Verunsicherung aus. Woran liegt das? Gibt es auf die Frage, was Männlichkeit ist eine Antwort?

Viele Männer haben das Bedürfnis, an ihrem traditionellen Rollenverständnis festzuhalten. Das hat gute Gründe. Aber ebenso spürbar ist ein anderer Aspekt in ihnen. Er sehnt sich nach mehr Ursprünglichkeit, Unangepaßtheit, Emotionalität und Spontanität. Es erzeugt in vielen Männern Zerrissenheit, Unsicherheit und vielleicht auch etwas Angst. Beim weiter lesen möchte ich dich als Mann dazu ermutigen zu schauen, wo du dich vielleicht ein bisschen wiederfinden kannst.

Männlichkeit im traditionellen Aspekt

Die traditionelle Rolle des Mannes ist keine angeborene. Sie ist eine Art Anzug. Er wird dem kleinen Jungen übergestreift, wenn er den Sozialisierungsprozeß in seiner Ursprungsfamilie durchläuft. Dabei entwickelt sich eine ganz individuelle Mischung aus dem, was er intuitiv für männlich hält und dem, was die Eltern ihm an übernommenen Überzeugungen darüber, was männliche Werte und Attribute sind, vermittelt und vorgelebt haben. Dieser Aspekt ist also Ausdruck dessen, was ihm direkt oder subtil von den engsten Bezugspersonen zum Thema Männlichkeit und “Mann sein” implementiert wurde.

Ansichten des traditionellen Aspekts im modernen Mann

Was könnten Gedanken dieses Aspekts sein? Vielleicht folgende:

“Frauen stehen auf harte Männer. Ich bin kein emotionaler Mensch, sondern eine rational denkende Person. Verletzlichkeit ist Schwäche. Sie ist etwas weibliches. Ich möchte Erfolg haben. Ein gewisser Status ist mir wichtig. Aber wenn ich das offen zeige, dann bekomme ich von meinem Umfeld ambivalente Reaktionen und deshalb rede ich nicht über meine Ansichten. Ich möchte für die materiellen Bedürfnisse meiner Familie sorgen. Das sehe ich als meine Aufgabe. Die Frau sollte mich in allem unterstützen, was ich tun will und tun muss. Sie sollte nicht mit mir in den Wettbewerb treten. Frauen wollen heutzutage alles. Ich kann es ihnen niemals Recht machen. Früher war das einfacher, weil es noch klare Rollen gab. Beziehungen sind eine Unmöglichkeit geworden. Es ist, als ob ich über ein Minenfeld laufe. Mir bleibt nur der Rückzug und die Abschottung. Was ich offen zeige, das ist mein Ärger und meine Wut. Das ist okay so, denn es sind männliche Emotionen. Eine Frau sollte liebevoll, wertschätzend und süss sein. Was ich wirklich an Frauen hasse ist Bitterkeit, denn ich will mich gut fühlen. Eine einzige Frau kann das kaum für mich leisten. Ich erziehe meine Kinder nicht, weil ich es in den Augen ihrer Mutter sowieso nicht richtig machen kann, denn ich bin ein Mann. Meine Wahrheit könnte ich ihnen sowieso nicht offen sagen. Also gebe ich die Erziehung an ihre Mutter ab, die das ja sowieso besser macht.”

Männlichkeit im ursprünglichen Aspekt

Der Teil des Mannes, der sich nicht in Schubladen stecken lassen will wehrt sich gegen Festlegungen und Begrenzungen. In ihm versucht sich die angeborene männliche Essenz Raum zu schaffen und sich auszudrücken. ABER intuitives Fließen und Sein setzt einen guten Bezug und Zugang zu den eigenen Emotionen voraus. Das ist aber der Punkt, der den traditionellen Anteil in Panik versetzt.

Ansichten des ursprünglichen Aspekts im modernen Mann

Wie könnte es klingen, wenn wir diesen Anteil sprechen lassen? Vielleicht so:

“Ich möchte einer Frau auf mentaler, emotionaler und körperlicher Ebene begegnen. Ich bin für sie ein sicherer Raum. Wenn ich das nicht leisten kann, dann wird es ein ander tun. Ein eerwachsener Mensch braucht keine Mutter mehr. Ich mag es für eine Frau da zu sein und möchte ihr helfen zu wachsen. Eine Frau, die für sich selbst sorgt ist keine Bedrohung für mich. Aber ich denke nicht, daß sie unbedingt arbeiten muss. Meine Identität ist nicht davon abhängig, was eine Frau tut oder lässt. Ich brauche die Unterstützung von Frauen nicht, auch wenn ich sie mag. Unterstützung von einer Frau zu erwarten ist kommt dem Versuch einen Ozean zu zähmen gleich.

Emotionalität erzeugt in mir ambivalente Gefühle. Ein Teil von mir will und kann fühlen. Aber ich trage Verantwortung für die Menschen, die mir nahe stehen. Deshalb lasse ich es nicht zu, emotional zu kollabieren, wenn es für einen geliebten Menschen Konsequenzen nach sich ziehen würde. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, meinen älteren Kindern die Welt zu zeigen. Die Frauenbewegung löst in mir eher Beschämung aus, denn die traditionelle Denkweise des Mannes ist Ursache für deren Entstehung. Männer haben Frauen kontrolliert, statt sie in ihrer Ganzheit zu sehen, sie auf allen Ebenen wahrzunehmen und zu schützen.”

Gemeinsamkeiten der Aspekte

Beide Aspekte sehen sich als Führer. Sie wollen Versorger sein und Frauen unterstützen. Beide sprechen sich für die Erhaltung und Akzeptanz der Verschiedenheit der Geschlechter aus. Sie erkennen die Unterschiedlichkeit der Geschlechter  an ohne die angeborenen Fähigkeiten und Präferenzen, Stärken und Schwächen beider Geschlechter zu werten.

Selbstreflexion

Wenn der traditionelle (konditionierte) Aspekt des Mannes sich selbst reflektiert und den Heilungsprozeß durchläuft würde er seine Erkenntnisse vielleicht so oder ähnlich formulieren:

Der Satz “Ich kann mir nicht vertrauen, weil ich ein Mann bin.” ist zu meiner unbewussten Annahme geworden. Ich weiss, dass er aus Erfahrungen und Beobachtungen in der Kindheit entstanden ist. Er ist eine Schlussfolgerung, die ich aus dem Verhältnis, das meine Eltern zueinander hatten gezogen habe. Deshalb habe ich meinen ursprünglichen maskulinen Aspekt abgespalten und verdrängt. Meine angeborene männliche Essenz wird durch die Ablehnung dieses Anteils geschwächt und nicht – wie ich bisher angenommen habe – gestärkt. Ich erkenne, dass permanente Wachsamkeit keine männliche Stärke ist. Solange ich glaube immer auf der Hut sein zu müssen lebe ich das Leben eines Löwen, der glaubt ein Schaf zu sein.

Männlichkeit in ihrer ursprünglichen Essenz

Ich kann mir vertrauen, WEIL ich ein Mann bin.

Mit der Entwicklung dieses Glaubenssatzes befreist du dich als Mann aus oben genanntem Konflikt. Nach Integration und Annahme beider Aspekte könnten das vielleicht deine Gedanken sein:

“Es liegt in der Natur des Mannes, zu führen und zu versorgen. Was die Frau tut oder unterlässt hat keinen Einfluss darauf. Ich spüre meine Energie und die daraus resultierende Kraft macht mich erfolgreich in dem, was ich tue. Ohne meine Gefühle kann ich weder für mich noch für andere da sein. Erst wenn ich erkenne und berücksichtige, wie es meinen Nächsten geht bin ich ein guter Führer und wenn es allen, die unter meiner Obhut stehen mental, emotional und physisch gut geht erlebe ich mich als freier Mann.”

Die ursprünglichste Form von Männlichkeit ist Stärke im Dienst der Liebe – eine Männlichkeit, die sich kraftvoll und frei anfühlt.

 

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